Letzte Woche hatte ich ein Jungen bei mit in der Praxis. Einen tollen Burschen 😉 Gewieft, freundlich, offen. Wie immer hab ich ihm die Frage gestellt, warum er denn bei mir wäre. Seine Antwort: „Ich bin ein schlechter Schüler“.
Ha, ein gefundenes Fressen für mich 😉 Das will ich natürlich genauer wissen.
Was bedeutet es denn, ein „schlechter Schüler“ zu sein?
Na, er kann kein Mathe.

Hm… Kein Mathe = ein schlechter Schüler?

Auf Nachfragen kam heraus, dass er in den meisten Fächern etwa um eine 5 rum steht (D&A = eine 2). In manchen kurz drunter, in anderen darüber. Nur in Mathe nicht.
DAS ist ein schlechter Schüler?
Sein Mathelehrer hätte gesagt, er könne ja „gar nichts“. Wirklich? Ist das so?

Ganz sicher hat dieser Lehrer diese wenigen Worte aus einer aktuellen Stimmung heraus gesagt. Er musste sich wahrscheinlich kurz Luft machen, denn es ist ja auch zum Verzweifeln, wenn man sich den Mund fusslig redet und es kommt „nix“ an.

Aber dieses kurze Dampf ablassen ist das, was bei den Kids hängen bleibt. Sie GLAUBEN uns, was wir ihnen sagen! Schliesslich sind doch wir die Erwachsenen und wir werden schon recht haben. Und schwupps, übernehmen sie genau diese Aussagen und erzählen sich selbst „ich bin ein schlechter Schüler, ich kann ja gar nichts“. Und wenn das alle sagen, dann wird es schon stimmen. Und schon habe ich ein Selbstbild geschaffen, dass mehr schadet als nützt. Ohne dass ich das wollte. Ohne, dass ich darüber nachgedacht habe.

Also, passen wir doch auf, was wir unseren Kindern erzählen, denn sie glauben, was wir sagen.