„Mein Kind ist so schüchtern, es traut sich ohne mich nirgends hin.“
„Was?? Dein Kind geht nichtmal allein zur Turnstunde?“ „Jetzt stell dich nicht so an, da muss es durch, du musst nur konsequent sein…“
Kennen Sie diese Sätze irgendwoher?

Was genau bedeutet es denn, schüchtern zu sein?
Genau genommen bedeutet es nichts anderes, als in bestimmten Situationen ersteinmal abzuwarten und abzuschätzen, ist das hier sicher oder nicht. Und dafür brauchen wir alle unterschiedlich lang.

Jeder hat sein eigenes Tempo

Aus der Erwachsenenperspektive betrachtet ist es doch jede Woche die selbe Turnhalle. Es sind jede Woche die selben Kinder. Es sind jede Woche die selben Trainer/innen. Es ist jede Woche der selbe Ablauf. Und es ist jede Woche das „gleiche Theater“.

Wenn wir aber aus der Kinderperspektive schauen, sieht das schon ganz anders aus.
„Als wir das erste mal da waren, kam die Trainerin mit den dunklen Haaren zum Hallo sagen. Es waren schon drei Kinder vor mir da. Die sprangen durch die Halle und haben laut gelacht. Als der zweite Trainer kam, folgten ihm jede Menge Kinder und alle haben sich einfach so auf die Bank gesetzt. Dann haben sie ein Spiel mit Fangen gespielt, das ich nicht kannte. Gut, dass sie mich hinter meiner Mama nicht gesehen haben, so konnte ich sie ersteinmal beobachten.“

„Beim 2. mal war alles ganz anders! Ich glaube, da waren schon 100 Kinder da, als wir rein kamen. In der Halle waren Turngeräte aufgebaut, die ich noch nie gesehen habe. Als erstes habe ich den Trainer mit den ganz kurzen Haaren gesehen. Das Spiel, dass sie als erstes gespielt haben, sah lustig aus, aber ich habe es noch nicht gekannt. Und die Aufgaben an den Geräten sahen ganz schön gefährlich aus. Gut, dass ich hinter meiner Mama alles im Blick habe, ich muss noch ganz schön viel entdecken. Mal schauen, was beim nächsten Mal passiert.“

Die Neugier müssen wir dazu geben

Es gibt Kinder, die sich Ihre Sicherheit durch beobachten holen. Erst, wenn sie sich selbst zutrauen, etwas zu schaffen, beginnen sie damit, es auch zu TUN.
Und dann gibt es die Kinder, die voller Neugier ausprobieren, wie das geht, Fehlschläge in Kauf nehmen und daraus lernen, es beim nächsten Mal anders zu machen, zu optimieren.
Genau diese Neugier ist der Motor, der uns vorwärts bringt, der uns lernen lässt. Wenn wir das schüchterne Kind also einfach abstellen und gehen, nehmen wir ihm den Schutz, den es für sich braucht, um in diese Situation hineinzuwachsen.
Wir helfen dem Kind aber nur, wenn wir es schaffen, die Neugier zu wecken, damit es von selbst hinter seinem Schutzschild hervorkommt und voller Neugier hinaustritt um Spass zu haben 🙂